Geschichte des Kegelns
Die Geschichte der Kegelspiele ist so vielfältig, dass man Bücher darüber verfassen müsste. Hier sollen nur ein paar Grundzüge herausgehoben werden.
Wie bei den meisten Volksspielen liegen auch beim Kegeln die Anfänge im Dunkeln.
Es scheint, dass die Vorläufer der heutigen Spielform aus dem deutschen Sprachraum stammen. Die erste Erwähnung einer Keglergilde kommt, wie übrigens das Wort «Kegel», jedenfalls aus diesem Bereich. In Xanten ist 1265 eine Gilde urkundlich bezeugt, die periodisch das Kegelspiel pflegte. Der «Renner» Hugos v. Trimberg ist das erste literarische Zeugnis für das Kegelspiel in Deutschland. In diesem Lehrgedicht, das zwischen 1290 und 1300 entstanden ist, wird das Kegeln als «affenheit» (Albernheit) bezeichnet, das Schaden und Leid bringe. Der Grund für dieses Urteil liegt auf der Hand. Durch das ganze Mittelalter bis tief ins 18. Jahrhundert haben Stadt- und Landbehörden wie auch die Geistlichkeit das Kegeln als Glücksspiel, vor allem wegen zu hoher Einsätze, verboten. Wenn es geduldet wurde, dann zu festgesetzten Zeiten, an kontrollierten Orten und vor allem mit dem Verbot, übersetzte Summen auszuhandeln. Gekegelt wurde in der Schweiz und in Deutschland vor allem an grösseren Festen. Schützengesellschaften z. B. boten Kegelwettbewerbe an, um dadurch ihre Einnahmen aufzubessern. Es besteht kein Zweifel darüber, dass sozusagen alle Volksschichten dem Kegeln frönten, Bauern, Stadtbürger, Edelleute, Krieger, Geistliche usw.
Im Bereich Sagen und Märchen ist das Kegelspiel als Motiv häufig anzutreffen. Es gibt sowohl im bergmännischen Bereich wie auch in anderen Gebieten Dutzende von Sagen um Kegelspiele. Auf Alpen soll danach mit Kugeln und Kegelfiguren geworfen oder geschoben worden sein, die aus Käse oder Butter hergestellt waren, worauf dann jeweils dem Frevel die Strafe folgte. In der Nähe von Burgruinen begegnen wir dem beinahe stereotypen Thema vom goldenen Kegelspiel.
Die Vielfalt der verschiedenen Spielregeln ist so verwirrend, dass strenge zeitliche und geographische Einschränkungen noch keine Klarheit verschaffen könnten. In Deutschland wie auch in der Schweiz wurde meistens auf drei Kegel gespielt, doch kommen auch Formen vor, bei denen fast jede Zahl, bis zu 11 und mehr Kegeln, belegt sind. In Frankreich und Belgien konnten noch viele der alten Spiele erhalten werden, in der Schweiz sind sie leider nur noch vereinzelt anzutreffen. Drei der älteren Schweizerformen werden weiter unten etwas ausführlicher behandelt. Der Wandel vom Glückspiel, das um Geld, Hosentuch, Schafe, Ochsen usw. ausgetragen wurde zum modernen Kegeln ist nicht ruckartig, sondern langsam vollzogen worden. Ohne Zweifel hat die allgemeine Sportbewegung im 19. und 20. Jahrhundert auch auf das Kegeln abgefärbt. Eine Veränderung der Kegelklubs ist darin festzustellen, dass heute alle Altersstufen und beide Geschlechter aktiv sind, während im 19. Jahrhundert, vor allem in der Schweiz, fast nur Männer regelmässig kegelten. Es ist dem Einzelnen überlassen, ob er mehr den sportlichen Aspekt mit einem geregelten Betrieb oder das reine «Plauschkegeln» pflegen will. Die grossen Verbände fördern sowohl den sportlichen Gedanken als auch die mit dem Kegeln sprichwörtlich verbundene Gemütlichkeit. Auch kleinere Ereignisse, «Kilbinen», Dorf- und Vereinsfeste aller Art, mögen hoffentlich noch lange Raum für fröhliche Kegelspiele bieten.
Der Kegelclub
Neben den eher «zufälligen» Kegelwettbewerben an Volksfesten, bei denen jedermann sein Glück versuchen, oder sein Geschick zeigen darf, sind die Kegelklubs die eigentlichen Träger des Kegelns. Meist besteht ein solcher Klub aus einer Gruppe von Gleichgesinnten, vielfach aus einem geschlossenen sozialen Umfeld. Das Kegeln ist entweder Hauptzweck, oder nur schmückendes Beiwerk, doch auch beim sportbeflissenen Klub muss ein rechtes Quentchen Gemütlichkeit vorhanden sein. Die Klubnamen variieren, vom trockenen Namen wie etwa des Versammlungslokals bis zur selbstironischen Devise (z.B. «Sälte niechter», d.h. selten nüchtern).
Es besteht kein Zweifel, dass Kegelklubs im heutigen Sinne erst im 19. Jahrhundert, im «Jahrhundert der Vereine», zu blühen begannen. Soweit wir aus den spärlich überlieferten Jubiläumsschriften orientiert sind, waren die früheren Kegelklubs Schöpfungen einer mittleren oder gehobenen Schicht. Etwas Geld, die Freizeit und ein geregelter Feierabend wurden vorausgesetzt, was gewisse Berufsgruppen von vornherein ausschloss.
Ein typisches Beispiel eines früheren Klubs ist der «Berner Kegel Club», der 1863 gegründet wurde. Er umfasste u.a. Akademiker, höhere Bundesbeamte, darunter den Bundesrat Jakob Dubs (1822-1879), Kaufleute, Künstler, Bankbeamte, Redaktoren. Das Klubprogramm enthielt neben zwei Kegelabenden pro Woche und Turnieren mit befreundeten Klubs ein jährliches Auskegeln so wie eine Anzahl gesellschaftlicher Anlässe wie Ausflüge, Bälle, Bankette usw. Die Jubiläumsschriften von 1913 und 1923 sind ebenso mustergültig wie humorvoll abgefasst. Für Volkskundler stellt sie in mancher Hinsicht eine Fundgrube dar, so liest man etwa, dass 1892 auf einer Klubfahrt das «Generalschmollis» unter den bestehenden wie auch mit allen zukünftigen Mitgliedern beschlossen worden sei.
Das ideenreiche, klubspezifische Brauchtum, wie Zwang zum tragen der Mütze, Bussengelder für «Königsmord» usw. zeigt noch heute, wie amüsant solche Vereinigungen die Zeit zu verbringen wussten. Dem gleichen «Berner Kegel Club» verdanken wir eine wertvolle Schilderung der um 1870 gebräuchlichen Kegelspiele mit genauen Regeln.
Heutige Kegelklubs sind längst nicht mehr nur den sogenannten gehobenen sozialen Schichten vorbehalten. Mehrheitlich wird man zwar immer noch Personen gleichen Standes vereinigt finden, doch ist das demokratische Prinzip oft wirksam, dass im nämlichen Klub Beruf, Einkommen und dergleichen nicht mehr zählen. Die Grundvoraussetzung ist das gegenseitige Einvernehmen, das, wie in jedem Sportverein, oft die Grundlage lebenslanger Freundschaft bildet.
Es ist kaum abzuschätzen, wieviele Keglerinnen und Kegler der Schweiz in organisierten Klubs vereinigt sind. Die grossen Verbände umfassen gegen 14'000 Personen, in sogenannten «wilden» Klubs sind wohl nochmals einige tausend Freunde des Kegelns zu finden. Ausserdem sind in Berufs- und Firmensportklubs viele Kegler erfasst, so dass die Gesamtzahl in der Schweiz wesentlich über 30'000 betragen dürfte.
Auszug aus der Schrift «Kegel und Kugel» Herausgegeben vom Schweizerischen Sportmuseum Basel (SSM)
Die Geschichte der Kegelspiele ist so vielfältig, dass man Bücher darüber verfassen müsste. Hier sollen nur ein paar Grundzüge herausgehoben werden.
Wie bei den meisten Volksspielen liegen auch beim Kegeln die Anfänge im Dunkeln.
Es scheint, dass die Vorläufer der heutigen Spielform aus dem deutschen Sprachraum stammen. Die erste Erwähnung einer Keglergilde kommt, wie übrigens das Wort «Kegel», jedenfalls aus diesem Bereich. In Xanten ist 1265 eine Gilde urkundlich bezeugt, die periodisch das Kegelspiel pflegte. Der «Renner» Hugos v. Trimberg ist das erste literarische Zeugnis für das Kegelspiel in Deutschland. In diesem Lehrgedicht, das zwischen 1290 und 1300 entstanden ist, wird das Kegeln als «affenheit» (Albernheit) bezeichnet, das Schaden und Leid bringe. Der Grund für dieses Urteil liegt auf der Hand. Durch das ganze Mittelalter bis tief ins 18. Jahrhundert haben Stadt- und Landbehörden wie auch die Geistlichkeit das Kegeln als Glücksspiel, vor allem wegen zu hoher Einsätze, verboten. Wenn es geduldet wurde, dann zu festgesetzten Zeiten, an kontrollierten Orten und vor allem mit dem Verbot, übersetzte Summen auszuhandeln. Gekegelt wurde in der Schweiz und in Deutschland vor allem an grösseren Festen. Schützengesellschaften z. B. boten Kegelwettbewerbe an, um dadurch ihre Einnahmen aufzubessern. Es besteht kein Zweifel darüber, dass sozusagen alle Volksschichten dem Kegeln frönten, Bauern, Stadtbürger, Edelleute, Krieger, Geistliche usw.
Im Bereich Sagen und Märchen ist das Kegelspiel als Motiv häufig anzutreffen. Es gibt sowohl im bergmännischen Bereich wie auch in anderen Gebieten Dutzende von Sagen um Kegelspiele. Auf Alpen soll danach mit Kugeln und Kegelfiguren geworfen oder geschoben worden sein, die aus Käse oder Butter hergestellt waren, worauf dann jeweils dem Frevel die Strafe folgte. In der Nähe von Burgruinen begegnen wir dem beinahe stereotypen Thema vom goldenen Kegelspiel.
Die Vielfalt der verschiedenen Spielregeln ist so verwirrend, dass strenge zeitliche und geographische Einschränkungen noch keine Klarheit verschaffen könnten. In Deutschland wie auch in der Schweiz wurde meistens auf drei Kegel gespielt, doch kommen auch Formen vor, bei denen fast jede Zahl, bis zu 11 und mehr Kegeln, belegt sind. In Frankreich und Belgien konnten noch viele der alten Spiele erhalten werden, in der Schweiz sind sie leider nur noch vereinzelt anzutreffen. Drei der älteren Schweizerformen werden weiter unten etwas ausführlicher behandelt. Der Wandel vom Glückspiel, das um Geld, Hosentuch, Schafe, Ochsen usw. ausgetragen wurde zum modernen Kegeln ist nicht ruckartig, sondern langsam vollzogen worden. Ohne Zweifel hat die allgemeine Sportbewegung im 19. und 20. Jahrhundert auch auf das Kegeln abgefärbt. Eine Veränderung der Kegelklubs ist darin festzustellen, dass heute alle Altersstufen und beide Geschlechter aktiv sind, während im 19. Jahrhundert, vor allem in der Schweiz, fast nur Männer regelmässig kegelten. Es ist dem Einzelnen überlassen, ob er mehr den sportlichen Aspekt mit einem geregelten Betrieb oder das reine «Plauschkegeln» pflegen will. Die grossen Verbände fördern sowohl den sportlichen Gedanken als auch die mit dem Kegeln sprichwörtlich verbundene Gemütlichkeit. Auch kleinere Ereignisse, «Kilbinen», Dorf- und Vereinsfeste aller Art, mögen hoffentlich noch lange Raum für fröhliche Kegelspiele bieten.
Der Kegelclub
Neben den eher «zufälligen» Kegelwettbewerben an Volksfesten, bei denen jedermann sein Glück versuchen, oder sein Geschick zeigen darf, sind die Kegelklubs die eigentlichen Träger des Kegelns. Meist besteht ein solcher Klub aus einer Gruppe von Gleichgesinnten, vielfach aus einem geschlossenen sozialen Umfeld. Das Kegeln ist entweder Hauptzweck, oder nur schmückendes Beiwerk, doch auch beim sportbeflissenen Klub muss ein rechtes Quentchen Gemütlichkeit vorhanden sein. Die Klubnamen variieren, vom trockenen Namen wie etwa des Versammlungslokals bis zur selbstironischen Devise (z.B. «Sälte niechter», d.h. selten nüchtern).
Es besteht kein Zweifel, dass Kegelklubs im heutigen Sinne erst im 19. Jahrhundert, im «Jahrhundert der Vereine», zu blühen begannen. Soweit wir aus den spärlich überlieferten Jubiläumsschriften orientiert sind, waren die früheren Kegelklubs Schöpfungen einer mittleren oder gehobenen Schicht. Etwas Geld, die Freizeit und ein geregelter Feierabend wurden vorausgesetzt, was gewisse Berufsgruppen von vornherein ausschloss.
Ein typisches Beispiel eines früheren Klubs ist der «Berner Kegel Club», der 1863 gegründet wurde. Er umfasste u.a. Akademiker, höhere Bundesbeamte, darunter den Bundesrat Jakob Dubs (1822-1879), Kaufleute, Künstler, Bankbeamte, Redaktoren. Das Klubprogramm enthielt neben zwei Kegelabenden pro Woche und Turnieren mit befreundeten Klubs ein jährliches Auskegeln so wie eine Anzahl gesellschaftlicher Anlässe wie Ausflüge, Bälle, Bankette usw. Die Jubiläumsschriften von 1913 und 1923 sind ebenso mustergültig wie humorvoll abgefasst. Für Volkskundler stellt sie in mancher Hinsicht eine Fundgrube dar, so liest man etwa, dass 1892 auf einer Klubfahrt das «Generalschmollis» unter den bestehenden wie auch mit allen zukünftigen Mitgliedern beschlossen worden sei.
Das ideenreiche, klubspezifische Brauchtum, wie Zwang zum tragen der Mütze, Bussengelder für «Königsmord» usw. zeigt noch heute, wie amüsant solche Vereinigungen die Zeit zu verbringen wussten. Dem gleichen «Berner Kegel Club» verdanken wir eine wertvolle Schilderung der um 1870 gebräuchlichen Kegelspiele mit genauen Regeln.
Heutige Kegelklubs sind längst nicht mehr nur den sogenannten gehobenen sozialen Schichten vorbehalten. Mehrheitlich wird man zwar immer noch Personen gleichen Standes vereinigt finden, doch ist das demokratische Prinzip oft wirksam, dass im nämlichen Klub Beruf, Einkommen und dergleichen nicht mehr zählen. Die Grundvoraussetzung ist das gegenseitige Einvernehmen, das, wie in jedem Sportverein, oft die Grundlage lebenslanger Freundschaft bildet.
Es ist kaum abzuschätzen, wieviele Keglerinnen und Kegler der Schweiz in organisierten Klubs vereinigt sind. Die grossen Verbände umfassen gegen 14'000 Personen, in sogenannten «wilden» Klubs sind wohl nochmals einige tausend Freunde des Kegelns zu finden. Ausserdem sind in Berufs- und Firmensportklubs viele Kegler erfasst, so dass die Gesamtzahl in der Schweiz wesentlich über 30'000 betragen dürfte.
Auszug aus der Schrift «Kegel und Kugel» Herausgegeben vom Schweizerischen Sportmuseum Basel (SSM)